Wochenabschnitt Schabbat Lech Lecha (8. Cheshvan 5785)

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Schreiben des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster
„Juden aus der Ukraine“

25.02.2022 / 24. Adar 5782

Liebe Gemeindemitglieder,

heute wissen viele nicht mehr, wie man über Krieg redet. In diesem Fall kann man von Glück sprechen: Europa hat die Kriegsrhetorik verlernt. Doch jetzt haben wir einen traurigen Anlass, warum ich mich an Sie – und speziell an unsere Gemeindemitglieder, die aus Russland und der Ukraine zu uns gekommen sind – wende.

Die Angriffe Russlands auf die Ukraine verfolgen wir mit tiefster Sorge. Für Menschen, die in den betroffenen Gebieten Angehörige oder Freunde haben, ist die Lage noch schwerer zu ertragen. Egal welche Sprache man beherrscht, den beunruhigenden Nachrichten auf allen Kanälen gehört spätestens seit dem frühen Morgen des 24. Februar 2022 unsere volle Aufmerksamkeit. Hoffnung auf Diplomatie und das baldige Ende des Krieges vereint heute alle vernünftigen Menschen.

In diesen Stunden denke ich an unsere Gemeinden in den frühen 1990er Jahren. Damals standen plötzlich buchstäblich Menschen mit Reisetaschen und vielen Hoffnungen auf ein besseres Leben in Deutschland vor der Tür der jüdischen Gemeinden. Diese Menschen kamen aus Ländern, die mit dem Ende der Sowjetunion soeben ihre Unabhängigkeit erlangt hatten, vor allem aus der Russischen Föderation und der Ukraine. In ihren Reisepässen standen die Staatsangehörigkeiten der neu entstandenen Länder – in ihren Geburtsurkunden die jüdischen Namen ihren Eltern und das Geburtsland, die UdSSR, die 1991 zerfiel.

Gemeinsam haben wir seitdem im wiedervereinigten Deutschland einen langen Weg zurückgelegt. Es war kein leichter, aber ein außerordentlich guter und erfolgreicher Weg: Die jüdischen Gemeinden Deutschlands sind mehr als gewachsen. Sie haben ein neues Gesicht oder genauer: neue Gesichter bekommen. Ihre Gesichter sind nicht „die Russen“, sondern das deutsche Judentum von heute!

Dass Sie, aber auch Ihre (Enkel-)Kinder, mit Ihrer alten Heimat verbunden sind, ist nachvollziehbar. Seit 2014, der „Maidan-Zeit“ in der Ukraine, und bis zur Tragödie dieser Tage, gingen die politischen Auseinandersetzungen und Diskussionen durch unsere Familien. „Für wen bist du? Für Russland oder die Ukraine?“

Ich würde mich so freuen, wenn Sie und wir für „alle“ wären. Doch ich weiß, dass das zurzeit schwierig bis unmöglich ist.

Es ist außerordentlich wichtig, dass wir als eine moderne, starke und plurale jüdische Gemeinschaft zusammenhalten. Wir müssen über politische Ansichten diskutieren und streiten können, aber immer respektvoll und ohne, dass der Konflikt einen Keil zwischen uns treibt. Das ist notwendig für uns und für die Zukunft des Judentums hierzulande. Sprechen Sie miteinander. Diese Zeit erfordert viel von uns, doch ich möchte Ihnen zusichern, dass Ihre Anliegen und Ihre Interessen auch unsere sind.

Gemeinsam mit der ZWST sind wir in einem regen Austausch mit den jüdischen Gemeinden der Ukraine. Auch in unseren Gemeinden hören wir vielfach den Wunsch, dass jüdische Verwandte und Freunde im Hinblick auf die aktuelle Situation nach Deutschland auswandern wollen.

Grundsätzlich ist eine Einreise aus der Ukraine nach Deutschland ohne Visum für bis zu 90 Tage möglich. Hiervon können Ihre Verwandten und Freunde Gebrauch machen. Es besteht weiterhin ein geregeltes Zuwanderungsverfahren für Juden aus den GUS Staaten. Was passiert aber, wenn eine Jüdin bzw. ein Jude aus der Ukraine einreist und hierzulande bleiben will, ohne vorher das jüdische Zuwanderungsverfahren vor Ort absolviert hat?

Wir sind derzeit mit der Bundesregierung im intensiven Austausch, wie für die jetzt nach Deutschland kommenden Juden aus der Ukraine das jüdische Zuwanderungsverfahren auch nach ihrer Einreise fortgesetzt oder eingeleitet werden kann. Wir setzen uns als Zentralrat der Juden in Deutschland für Ihre und auch für die Interessen Ihrer Verwandten und Freunde ein und werden Sie sobald wie möglich über die konkreten Absprachen und Optionen informieren.

Darüber hinaus arbeiten die EU-Innenminister zur Stunde daran, dass ukrainische Kriegsflüchtlinge ohne Asylverfahren einen vorübergehenden Schutz in der EU für bis zu drei Jahre erhalten können. Dies gilt natürlich auch für Juden aus der Ukraine.

Wir fühlen mit Ihnen und mit Ihren Familien. Wir beten für den Frieden und wir werden auch diese Zeit überstehen, so wie wir als jüdische Gemeinschaft schon andere Krisen gemeinsam gemeistert haben.

Ihr Dr. Josef Schuster
Präsident

Дорогие члены общин!
Сегодня многие уже и не знают, как говорить о войне. То, что Европа забыла военную риторику, – это большое счастье. Однако сейчас у нас есть печальный повод, побуждающий меня обратиться к вам, и особенно к членам наших общин, приехавшим из России и Украины.

Нападение России на Украину вызывает у нас чувство глубочайшей обеспокоенности. Ещё труднее тем, чьи родственники и друзья находятся в зоне боевых действий. Самое позднее с раннего утра 24 февраля 2022 года мы, на каком бы языке мы ни говорили, с пристальным вниманием следим за тревожными новостями, поступающими по всем каналам. Сегодня всех здравомыслящих людей объединяет надежда на дипломатию и скорое окончание войны.

В эти часы я вспоминаю наши общины в начале 90-х годов. Тогда в двери еврейских общин неожиданно постучались люди с дорожными сумками и большими надеждами на лучшую жизнь в Германии, приехавшие из стран, которые обрели независимость после распада Советского Союза, и прежде всего из Российской Федерации и Украины. В их загранпаспортах стояло гражданство новообразованных государств, а в свидетельствах о рождении – еврейские фамилии их родителей и страна, в которой они родились и которая распалась в 1991 году: СССР.

С тех пор мы вместе прошли долгий путь в объединённой Германии. Это был непростой, но в то же время чрезвычайно позитивный и успешный путь. Еврейские общины Германии не только выросли численно, но и обрели новое лицо, или, точнее, новые лица. Их лица – это не «русские», а современное немецкое еврейство!

То, что вы, а также ваши дети и внуки, сохраняете связь с прежней родиной, вполне понятно. Начиная с 2014 года, когда в Украине произошёл Майдан, и до нынешних трагических событий в наших семьях имели место политические разногласия и дискуссии. Люди спрашивали друг друга: «Ты за кого – за Россию или за Украину?» Мне бы хотелось, чтобы вы и мы были за «всех», но я понимаю, что в данный момент это трудно или даже невозможно.

Чрезвычайно важно, чтобы наше современное, сильное и плюралистическое еврейское сообщество сохраняло сплочённость, чтобы споры и дискуссии по политическим вопросам всегда велись в уважительном тоне, чтобы мы не позволяли этому конфликту вбить клин между нами. Это необходимо для нас и для будущего евреев в этой стране. Оставайтесь в контакте друг с другом. Сейчас мы переживаем трудное время, однако я хочу заверить вас в том, что мы разделяем ваши заботы и интересы.

Вместе с ЦБОЕГ мы находимся в постоянном контакте с еврейскими общинами Украины. В наших общинах мы тоже часто слышим от людей, что ввиду нынешней ситуации их еврейские родственники и друзья хотят эмигрировать в Германию.

В настоящее время имеется возможность безвизового въезда из Украины в Германию на срок до 90 дней. Ваши родственники и друзья могут воспользоваться этим. Кроме того, по-прежнему действует программа приёма евреев из стран СНГ. Однако что делать евреям из Украины, которые въехали на территорию ФРГ и желают здесь остаться, но при этом предварительно не прошли процедуру приёма еврейских иммигрантов у себя на родине?

Сейчас мы активно обсуждаем с федеральным правительством возможность продолжения или начала процедуры еврейской иммиграции для прибывающих в ФРГ украинских евреев и после их въезда в страну. Мы, Центральный совет евреев в Германии, защищаем ваши интересы и интересы ваших родственников и друзей. Как только будут достигнуты конкретные договорённости, мы сразу известим вас об этом.

Помимо этого, в данный момент министры внутренних дел стран Евросоюза разрабатывают механизм предоставления украинским военным беженцам временного убежища на территории ЕС сроком до трёх лет без необходимости прохождения процедуры признания статуса беженца. Разумеется, это будет распространяться и на евреев из Украины.

Мы сопереживаем вам и вашим семьям. Мы молимся о мире. Вместе мы, еврейское сообщество, переживём эти трудные времена, как пережили и другие кризисы.

Ваш

Д-р Йозеф Шустер
Президент

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