Die jüdische Religion ist eine praktische Religion. Mit ihren Vorschriften und Ritualen prägt sie den jüdischen Alltag. Zu diesem Alltag zählt insbesondere die Erziehung der Kinder. Eben für diese jüngsten Gemeindemitglieder engagieren wir uns.
Jüdische Kinder brauchen in der Sache Judentum eine aktive Unterweisung, denn es soll ihnen eine jüdische Identität gegeben werden. Durch die Bräuche unserer Feiertage und deren historischen Hintergrund setzen die Kinder sich schon sehr früh mit Fragen auseinander: „Was ist ein Jude?“, „Wie lebt man als Jude?“, „Bin ich überhaupt Jude?“, „Wo ist Gott?“.
Jüdische Kinder und Jugendliche brauchen in der Diaspora ein Gemeinschaftsgefühl, das besonders für Zusammenhalt sorgt. Leider sieht es heute teilweise so aus, dass ein jüdisches Kind in der Schule wirklich mutig sein muss, um sich zu seiner jüdischen Identität zu bekennen. Der Zentralrat der Juden beklagt einen generell zunehmenden Antisemitismus im Land, Lehrer in den örtlichen Schulen müssen fassungslos anhören, wenn Schüler untereinander das Wort „Jude“ als Schimpfwort benutzen. Das einzige, was dagegen hilft, ist wie einst der Prophet Jona mit Stolz erklärte: „Ivri anochi“ („Jude bin ich“). Dies nicht zu tun heiße seine Identität zu verheimlichen und als Folge die Assimilation – die größte Bedrohung für jüdisches Überleben.
Um jüdische Identität zu stärken ist es eine der ersten Aufgaben unserer Gemeinde, jüdische Religion und Tradition zu vermitteln. Unsere Lehrer Baruch Grabowski und German Djanatliev unterrichten zusammen ca. 110 Schüler. Diese Schüler, von der 1. bis zur 12. Klasse, kommen wöchentlich zu uns für zwei Stunden. Für diese Kinder und Jugendliche bietet dieses Treffen in erster Linie die Möglichkeit, über unsere jüdische Religion und Tradition mehr zu erfahren. Der Religionsunterricht erstreckt sich nicht nur auf die Förderung der jüdischen Identität, sondern setzt auch einen großen Wert auf den Zusammenhalt und die Bindung unserer Jugend an die Gemeinde. Die Zukunft einer stabilen jüdischen Gemeinschaft braucht eine aktive und gut ausgebildete junge Generation.