Veranstaltung: Dr. Charlotte Knobloch und Oberbürgermeister Marcus König in der IKGN

  • On 1 Heshvan 5782 – Oktober 7, 2021

Am Abend des 06.10.2021 konnte endlich einmal wieder eine gut besuchte Veranstaltung in der IKGN stattfinden. Die Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e.V. hielt ihre Mitgliederversammlung in unseren Räumen statt.

Die Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e.V. ist vielleicht nicht vielen bekannt. Sie ist ein Verein, indem sowohl Privatpersonen als auch kommunale Städte, Landkreise, Organisationen Mitglied sind. Sie ist selbst nicht nach außen aktiv, sondern sie unterstützt Projekte, um Vorurteile zu korrigieren, Kommunen zu unterstützen, Jugendarbeit und Schulprojekte, die sich für Menschenwürde einsetzen, zu unterstützen. Viele Projekte dieser Art wären ohne die Unterstützung der Bürgerbewegung nicht möglich.

Bei der Hauptversammlung wurde Oberbürgermeister Marcus König zum Vorsitzenden gewählt. Es ist Tradition, dass Nürnbergs Oberbürgermeister der Vorsitzende des Vereins ist. André Freud, der Geschäftsführer der IKGN, wurde als Mitglied des Vorstands ebenfalls einstimmig bestätigt.

Danach gab es im Arno-Hamburger-Saal ein Podiumsgespräch mit der Präsidentin der IKG München-Oberbayern, Dr. Charlotte Knobloch, und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. Das Gespräch moderierte der Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, Michael Husarek.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der IKGN, Jo-Achim Hamburger, begann das Gespräch unter dem Titel „Warum erinnern wir uns an die NS-Zeit? Warum ist das von zeitloser Aktualität? Und was heißt das für Nürnberg – die Stadt des Friedens und der Menschenrechte, die das Parteitagsgelände als Erbe hat?“

Charlotte Knobloch und Marcus König waren sich – auch angesichts der aktuellen Vorfälle – einig, dass die Bekämpfung des antijüdischen Ressentiments gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte, aber eben besonders in Nürnberg, von besonderer Bedeutung ist. Nürnberg, das sich von der „Stadt der Reichsparteitage“ zur „Stadt der Menschenrechte“ entwickelt hat, das von den „Nürnberger Gesetzen“ zur Stadt der „Nürnberger Prinzipien“ wurde, das durch den von den Nationalsozialisten begonnen Angriffskrieg selbst schwerst beschädigt wurde, geht einen guten Weg. Das Dokumentationszentrum in der „Kongresshalle“ wurde von Frau Dr. Knobloch als eines der besten bezeichnet, das sie kenne.

Über die in Nürnberg erhaltenen Bauwerke, die zum NS-Parteitagsgelände gehören, und den Erhalt ihrer Begehbarkeit, wird politisch viel diskutiert. Marcus König vertrat klar den Standpunkt, dass der Erhalt aus Gründen der Sichtbarmachung und der Veranschaulichung nötig sei. Es gebe zwar die Orte der Opfer wie beispielsweise die Gedenkstätten der Konzentrationslager, aber erhaltene Täterorte gebe es nicht viele, und dieser müsse erhalten bleiben. Dem stimmte Charlotte Knobloch zu – und belkannte, vor zwanzig Jahren eine andere Meinung vertreten zu haben. Inzwischen aber habe sie erkannt, wie wichtig derlei für die Bildung junger Menschen sei und plädierte ebenfalls klar für den Erhalt.

Es kam die Frage der Zusammenarbeit zwischen dem Dokumentationszentrum und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg auf. Charlotte Knobloch gab zu bedenken, dass man hier darauf achten müsse, dass nicht vermengt werde, was verschieden sei: Opferort und Täterort. Marcus König betonte, dass es hier um Bildung der jungen Menschen gehe: Das, was an pompöser Wucht im Parteitagsgelände die Begeisterung der Massen fand, endete im Elend und Sterben, wie es (auch) in Flossenbürg stattfand. Die Orte seien unterschiedlich, aber sie zeigten zwei Aspekte, und sollten deswegen in bildungspolitischer Hinsicht miteinander verbunden werden.

Der Oberbürgermeister stellte die Idee einer jüdischen Begegnungsstätte im Herzen Nürnbergs vor, um jüdisches Leben präsent zu machen – das sonst zu vielen Menschen unbekannt bleibt. Frau Dr. Knobloch war von der Idee begeistert und beschied: „Machen Sie’s!“

Im Anschluss an das Gespräch gab es noch einen kleinen Imbiß (freilich unter Beachtung der Corona-Regeln) und viele, viele Gespräche. Charlotte Knobloch war berührt, als sie eine Besucherin traf, die aus dem gleichen Ort wie sie stammte und mit ihr gemeinsam die Schule besucht hatte. So hatte der offizielle Rahmen des Gesprächs für sie dann auch einen persönlichen Aspekt.

Wir freuen uns darüber, dass so viele Menschen zu uns kamen – wir hätten leicht doppelt so viele Gäste begrüßen können, aber unter Beachtung der Abstandsregeln und 3G war nicht mehr möglich. Die Anmeldeliste mußte schon Tage vor der Veranstaltung geschlossen werden. Allen, denen wir absagen mußten: Es tut uns sehr leid!

Allen, die an diesem Abend unsere Gäste waren, sagen wir herzlichen Dank für Ihr Kommen – und seien und bleiben Sie weiter aktiv!